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Eine persönliche Reflexion über das Composium zu Erkundungsaufstellungen an der Universität Bremen

  • Autorenbild: Claire Chen
    Claire Chen
  • 15. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit

Ende September 2025 verbrachte ich eine ganze Woche beim Composium zu Erkundungsaufstellungen, das von Prof. Dr. Georg Müller-Christ an der Universität Bremen ausgerichtet wurde. Es war weit mehr als eine akademische Veranstaltung – es war ein Raum für Forschungsgeist, Offenheit und echte Neugier. Ich ging mit dem klaren Gefühl nach Hause, dass diese Methode die Kraft hat, Menschen, Systeme und sogar ganze Wissensfelder zu bewegen.

Was ist das Composium?

Das Composium bringt Praktiker*innen, Forschende, Studierende und Menschen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammen, die mit Erkundungsaufstellungen arbeiten oder erfahren möchten, wie diese Methode in komplexen Kontexten angewendet werden kann.

Es ist ein Raum, der bewusst frei gehalten ist von starren Vorhaben oder vorgefertigten Antworten. Statt Lösungen zu präsentieren, schafft er Bedingungen, in denen Fragen sich vertiefen und neue Perspektiven entstehen können. Das Composium ist ein Ort des Lernens – durch Präsenz, Reflexion, Beteiligung und verkörperte Exploration.

Was sind Erkundungsaufstellungen?

Erkundungsaufstellungen sind eine systemische Forschungsmethode, entwickelt von Prof. Dr. Georg Müller-Christ. Anders als klassische Aufstellungen – die oft auf Klärung oder Lösungen zielen – konzentrieren sich Erkundungsaufstellungen auf:

  • ein Thema offen und ohne Bewertung zu betreten

  • zu erkunden statt zu diagnostizieren

  • Komplexität räumlich sichtbar zu machen

  • verkörpertes, relationales und intuitives Wissen einzubeziehen

  • genügend lange bei der Unsicherheit zu bleiben, damit neue Einsichten entstehen können

Es ist eine Methode, die im Nicht-Wissen wurzelt – eine Einladung, sich von der Neugier führen zu lassen und wahrhaft zuzuhören, was aus dem System selbst hervortritt.

Woher kommt die Methode?

Die Methode ist aus der langjährigen Arbeit von Prof. Dr. Müller-Christ an den Schnittstellen von

  • systemischer Theorie

  • Aufstellungsarbeit

  • Nachhaltigkeits- und Transformationsforschung

  • Organisationswissenschaften

  • und der Frage, wie Menschen und Systeme in die Tiefe lernen

entstanden.

Er hat ein umfassendes Buch zu dieser Arbeit veröffentlicht, das einen Rahmen bietet, um Erkundungsaufstellungen als wissenschaftlichen Forschungsansatz zu verstehen – einen Ansatz, der kognitive, relationale und verkörperte Wissensformen integriert.


Was lehrt Prof. Dr. Georg Müller-Christ an der Universität Bremen?

An der Universität Bremen ist Prof. Dr. Müller-Christ Professor im Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Er lehrt und forscht zu Themen wie:

  • Nachhaltigkeitsmanagement

  • transformativer und reflexiver Führung

  • systemischer Organisationsentwicklung

  • Ressourcen und Verantwortung in ökonomischen Systemen

  • und innovativen Forschungsmethoden, einschließlich Erkundungsaufstellungen im akademischen Kontext

Seine Lehre ist eng verbunden mit realen Transformationsprozessen, und er baut kontinuierlich Brücken zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und verkörperter, teilnehmender Forschung.


Warum ich diese Methode als so bedeutend erlebe

Die Teilnahme am Composium hat mir gezeigt, welches Potenzial Erkundungsaufstellungen tragen – nicht nur für Einzelpersonen, sondern auch für Gesellschaft, Politik und Wissenschaft.

1. Sie kultivieren echte Neugier. In einer Welt voller schneller Meinungen und vorschneller Urteile schaffen sie einen seltenen Raum, in dem „Ich weiß es noch nicht“ ein legitimer und sogar kraftvoller Ausgangspunkt wird.

2. Sie helfen uns, neue Fragen zu stellen. Oft werden die Grenzen eines Systems nicht durch das bestimmt, was wir wissen, sondern durch die Fragen, die wir nicht stellen. Erkundungsaufstellungen machen diese verborgenen Fragen sichtbar.

3. Sie bewegen Menschen – nicht nur Konzepte. Wissen in Aufstellungen ist etwas, das man fühlt und erlebt, nicht nur denkt. Diese verkörperte Qualität erzeugt Veränderungen, die reine Theorie kaum auslösen kann.

4. Sie können gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Wandel inspirieren. Die Methode fördert tiefes Denken, offenen Dialog und einen mitfühlenderen Umgang mit Komplexität. Sie lässt uns sehen, was normalerweise unsichtbar bleibt – und verstehen, was mit konventionellen Werkzeugen nicht greifbar ist.

5. Sie unterstützen Organisationen dabei, neue Richtungen zu entdecken. Schulen, Unternehmen, Institutionen und Teams können diese Methode nutzen, um verborgene Dynamiken, neue Wege und ungenutzte Potenziale zu erforschen. Vieles, was im Alltag festgefahren wirkt, wird in der räumlichen Darstellung sichtbar.

6. Sie verkörpern lebenslanges Lernen. Erkundungsaufstellungen lehren uns, offen, neugierig und verbunden zu bleiben. Sie erinnern uns daran, dass Verwirrung kein Scheitern ist, sondern eine Einladung – ein Moment, in dem etwas Neues entstehen kann.

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Abschließende Reflexion

Nach einer Woche im Composium hatte ich das Gefühl, dass sich etwas in mir leise ausgedehnt hatte. Diese fünf Tage waren dicht und lebendig – voller Gespräche, die Orte in mir berührten, die ich nicht erwartet hatte. Wir sprachen über das Altern und Sterben, über unsere Fähigkeit zur Selbstheilung, über die Zukunft der KI und darüber, was all das heute für unser Menschsein bedeutet. Immer wieder überraschte mich, wie natürlich sich diese Themen miteinander verbanden, als wären sie verschiedene Türen zu einem gemeinsamen Raum.

Besonders geblieben ist mir die Offenheit in der Gruppe – die Art, wie Menschen füreinander Raum hielten, ohne zu drängen, ohne richtige Antworten haben zu müssen. In dieser Atmosphäre spürte ich, wie sich meine eigenen Gedanken verschoben, weicher wurden, neugieriger. Die Woche schien mich einzuladen, tiefer zuzuhören – nicht nur den anderen, sondern auch mir selbst.

Ich erkannte, wie tiefgehend mich diese Erfahrung berührt hatte. Sie war in vieler Hinsicht überwältigend – nicht dramatisch, sondern in einer stillen, nachhaltigen Weise, die sich bis heute weiter entfaltet.

Die Gespräche, die Lehrimpulse und die Präsenz aller Beteiligten haben etwas in mir geöffnet, das ich noch immer integriere. Ich fühle mich dankbar, berührt und inspiriert, dieses Gefühl von Verbindung und forschender Offenheit weiter in meine Arbeit und in mein Leben hineinzutragen.

 
 
 

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